In den meisten Fällen ist es mit Spielen nach erfolgreichen Kinofilmen so wie mit Kinofilmen nach erfolgreichen Spielen: Das Ergebnis ist bestenfalls Mittelmaß. Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Hier ist eine davon: Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure, aus dem Jahr 1989. Oft wird dieses Spiel als eines der schwächeren LucasArts-Adventures abgetan, und vielleicht ist das im direkten Vergleich zu Day of The Tentacle, The Secret of Monkey Island oder dem Nachfolger Indiana Jones and the Fate of Atlantis auch richtig; aber das ist eben ein bisschen, wie wenn man sagt, Help! ist eines der schwächeren Beatles-Alben, im direkten Vergleich zu Revolver, Sgt. Pepper und Abbey Road – es ist trotzdem noch immer eines der großartigsten Alben der Popmusik.
LucasArts, zu diesem Zeitpunkt noch bekannt als Lucasfilm Games, hatte mit Maniac Mansion und Zak McKracken and the Alien Mindbenders bereits zwei Erfolgs-Adventures geschaffen, als es sich daran machte, den Kinohit aus dem eigenen Hause zu einem weiteren Point-and-Click-Abenteuer zu verarbeiten. Die Story des Films wurde im Großen und Ganzen beibehalten: Im Jahr 1938 erfährt der Archäologieprofessor Indiana Jones, dass sein Vater Henry Jones bei einem Forschungsprojekt verschwunden ist. Gegenstand des Projekts war der seit Jahrhunderten verschollene Heilige Gral, der die Kraft besitzen soll, unsterblich zu machen. Indy begibt sich auf die Suche nach seinem Vater und kommt dabei dahinter, dass auch die Nazis hinter dem Gral her sind.
Wie im Film durchquert Indy die Katakomben von Venedig, sucht im Schloss Brunnwald an der deutsch-österreichischen Grenze seinen Vater und muss sich am Ende drei Prüfungen stellen, um den Gral zu erreichen. Auch wenn die meisten der spektakulären Verfolgungsjagden und Actionsequenzen aus dem Film, wie die Motorbootjagd durch Venedig und die Prügeleien auf dem deutschen Panzer in der Wüste, nicht im Spiel auftauchen, gibt es doch Actionelemente, und zwar in zweierlei Form: Erstens Faustkämpfe gegen Nazisoldaten und zweitens einen Doppeldeckerflug inklusive dem Abschießen gegnerischer Flugzeuge. Wenn man kein Freund solcher Actioneinlagen ist, gibt es aber meist auch Alternativen.
Alternativen ist ein gutes Stichwort, denn eines der großartigsten Dinge an Indiana Jones and the Last Crusade ist die immense Wiederspielbarkeit. Auch nach Jahren und wiederholtem Durchspielen kann man immer wieder neues entdecken, da es oft für bestimmte Situation verschiedene Lösungsmöglichkeiten gibt. Um nach Iskenderun zu kommen kann man sich beispielsweise Flugtickets für den Zeppelin kaufen, aber auch klauen, wenn man im Lauf des Spiels nicht genug Geld gesammelt haben sollte. Oder aber man hat in der Bücherei von Venedig das Buch „So fliegt man einen Doppeldecker“ mitgehen lassen und borgt sich einen solchen aus, dann wird der Zeppelin hinfällig. Anhand eines Punktesystems (Indy-Quotient genannt) hat man immer im Auge, wieviele der Möglichkeiten man schon entdeckt hat. Erwähnenswert ist auch, dass Indiana Jones and the Last Crusade das erste LucasArts-Adventure war, in dem man über Multiple-Choice und Dialogbäume Gespräche mit NPCs führen konnte.
Als besonderes Zuckerl war seinerzeit übrigens Henrys Gral-Tagebuch in der Spielepackung mit dabei. Liebevoll aufbereitet und interessant zu lesen war es auch für die Lösung des Spiels von großer Bedeutung – wie im Film muss Indy nämlich am Ende den wahren Gral aus einer Reihe von Schalen und Bechern auswählen, und nur mit Hilfe des Tagebuchs weiß man auch, welcher der richtige ist.
[Andreas Dobersberger]
> Oft wird dieses Spiel als eines der schwächeren LucasArts-Adventures abgetan.
Davon habe ich ja noch gar nicht gehört. Ich dachte immer, Loom gelte als eines der schwächeren – wenn nicht sogar das schwächste – LucasArts-Adventure.