Ist Microsofts Game Room eine Totgeburt?

Erst vor zwei Wochen habe ich über Microsofts neue Downloadplattform Game Room für Xbox Live und Games For Windows Live geschrieben, die den Kauf alter Arcade- und Konsolenspiele in einer virtuellen Spielhalle anbietet. Doch schon etwas mehr als ein Monat nach dem Start macht das Projekt den Eindruck, als wäre es komplett am Ende. Okay, Downloadservices haben oft ihre Startprobleme, und vielleicht erholt sich auch Game Room irgendwann, aber einen derart desaströsen und, man muss auch sagen, bescheuerten Start eines solchen Unternehmens habe ich noch nicht erlebt.

Blicken wir zurück und ziehen Bilanz. Ende März startet Game Room, und gleich macht sich Enttäuschung breit. Das Angebot ist dürftig, die Preise überhöht, und es gibt massive Bugs und Serverprobleme. Dazu kommt die Nachricht, dass es erst nach einem Monat neue Spiele geben soll. Nichts an diesem Launch ergibt Sinn aus einer marketingstrategischen Perspektive. Ein Monat ist in der Videospielwelt eine Ewigkeit. Bis dahin ist Game Room aus den Schlagzeilen der Blogs und von den Festplatten der User längst wieder verschwunden. Und warum gibt es keine richtig attraktiven Launchtitel und -angebote?

Ein paar Wochen später erscheint ein Patch für die PC-Version, der endlich einige Achievement-bezogene Bugs beseitigt, dafür auf vielen Systemen (so auch auf meinem) die Performance der Spiele völlig ruiniert. Etwa zur gleichen Zeit wird bekannt, dass der Entwickler von Game Room, das australische Studio Krome, dreißig Mitarbeiter über Nacht entlassen hat. Und am Tag, als endlich zum ersten Mal neue Spiele erscheinen sollen, gibt es stattdessen nur die Nachricht, dass der Release weiterer Titel auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

Das Schlimmste an der Sache ist der immense Imageschaden. Wenn man sich in den einschlägigen Foren und Blogs umsieht, findet man fast ausschließlich Spott, Zorn, Enttäuschung oder schlichtes Desinteresse was Game Room betrifft. Und spätestens jetzt haben selbst die wenigen Apologeten (zu denen sich auch der Autor dieser Zeilen zählte) mittlerweile die Geduld verloren. Für die Gamer Community ist Game Room ein Witz – und keiner von der guten Sorte (wie Deadly Premonition), sondern von der ganz schlechten (wie Too Human). Ich meine, wenn Vergleiche mit Home gezogen werden und Home dabei gewinnt, dann weiß man, dass man in der Scheiße sitzt.

Was also tun? Wenn in ein paar Wochen halt dann doch Basketball für Intellivision erscheint, wird man Game Room gewiss nicht auf die Festplatten und in die Herzen der Community zurückbringen können. Es braucht einen Knall, einen Umschwung, eine Offensive. Andererseits, vielleicht ist es Microsoft auch egal. Ein paar dreißig Jahre alte ROMs hochzuladen kann schließlich schwer zu großen finanziellen Verlusten führen. Da reichen ein paar Nostalgiker mit zuviel Geld schon aus.

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1 thought on “Ist Microsofts Game Room eine Totgeburt?”

  1. „Das Angebot ist dürftig, die Preise überhöht, und es gibt massive Bugs und Serverprobleme. “

    Ich finde die dreißig Titel bieten viel Abwechslung, und es sind ein paar echte Perlen dabei (Shaolin’s Road, Road Fighter, etc.) Es gibt sicher noch genug Kracher, die man über die vielen kommenden Wochen veröffentlichen kann, wenn damit endlich mal gestartet wird. Die Wartezeit auf neue Titel nervt wirklich, da gebe ich dir Recht.

    Die Preise sind happig, aber für die vielen Optionen (Grafische Darstellung, leaderboards, challenges, Rückspulen, etc.) und die liebevolle Umsetzung, ist es mir das Geld wert.

    Von Bugs und Serverproblemen habe ich nichts mitbekommen.

    Vergleich mit HOME? Weil man dort seinen Avatar frei bewegen kann? Für Game Room überflüssig.

    „Es braucht einen Knall, einen Umschwung, eine Offensive.“

    Ich hoffe, dass andere Firmen aufspringen, neue Systeme, und damit viele, viele tolle Retro-Titel kommen.

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