Grand Theft Rückblick – Meine Erfahrungen mit der GTA-Serie (Teil 1)

In ein paar Tagen erscheint Grand Theft Auto: Chinatown Wars für den Nintendo DS. Und da GTA-Spielen ja immer viel zu wenig Medienaufmerksamkeit geschenkt wird (har har), hier mein ganz persönlicher Rückblick auf die Serie.

Als ich zum ersten Mal die Abkürzung GTA hörte, muss ich schätzungsweise dreizehn gewesen sein. Schulkollegen sprachen mit Ehrfurcht und Begeisterung von diesem Spiel, von dem ich nur nebenbei mitbekam, dass man darin Autos fuhr, es aber trotzdem kein Rennspiel sei. „Klingt komisch“, dachte ich desinteressiert und wandte ich wieder meinen LucasArts-Adventures zu, bis ich einige Zeit später eine Besessenheit für Spiele entwickelte, die einem „Handlungsfreiheit“ boten, also dem Genre der „Open World-“ oder „Sandbox“-Spiele. Im Zuge dessen lernte ich, was GTA für eine Art von Spiel war: Man übernimmt die Rolle eines Kleingangsters in einer komplett frei begeh- und befahrbaren Stadt, die aus der Vogelperspektive dargestellt wird.

Zu der Zeit war gerade GTA London 1969 aktuell, ein Expansion Pack für das erste GTA; ich war jedoch noch zu weit davon entfernt, meine Eltern dazu gebracht zu haben, mir die Installation eines Spiels auf dem Familien-PC zu erlauben, bei dem man Punkte für das Überfahren und Erschießen wehrloser Passanten bekommt.

Es dauerte bis GTA II im Jahr 1999, dass ich meine erste persönliche Begegnung mit dem Franchise machte. Das Demo war auf der der PC Games beigelegten CD zu finden, und da ich meine Eltern inzwischen erfolgreich gebrochen hatte, probierte ich es aus. Es war ein großer Spaß, auch wenn die eigene Spielfigur nach fünf Minuten Spielzeit mit dem freundlichen Hinweis auf die Vollversion automatisch in die Luft gesprengt wurde. Später kaufte ich dann einem Schulkollegen sowohl GTA, als auch die Vollversion von GTA II ab. Ersteres erschien mir rasch obsolet, angesichts der Tatsache, dass der Nachfolger im Wesentlichen das gleiche bot, nur schöner, flüssiger und mit besserer Steuerung.

Wie vermutlich viele andere spielte ich nur relativ wenige Missionen – die meiste Zeit war ich damit beschäftigt, einfach nur Chaos auszulösen, notfalls mit der Hilfe von Cheat-Codes. Endlich einmal Polizeiautos mit Molotov-Cocktails zu bewerfen – ganz ohne in den Pariser Banlieues aufgewachsen zu sein! – das war schon was. Fast so gut, wie eine Gruppe Elvis-Imitatoren mit dem Panzer zu überrollen, komplett mit ekligen Splattergeräuschen um einem gratulierenden „Elvis has left the building!“-Kommentar des hämischen Off-Sprechers, von dem ich sonst meistens nur die Worte „Wasted!“ und „Busted!“ zu hören bekam (nämlich dann, wenn ich getötet oder verhaftet wurde).

Dies blieb für längere Zeit mein letzter Kontakt mit der GTA-Serie. Als GTA III erschien, hatte ich erstens keinen aktuellen PC bei der Hand, zweitens widerte mich die plötzliche universelle Begeisterung an, die vollkommen auf der Tatsache basierte, dass die Kamera nun nicht mehr von oben herabblickte, sondern hinter dem Protagonisten positioniert war – zu der Zeit mussten Videospiele „in 3D“ sein, sonst waren sie wertlos. Es ist ein bisschen, wie wenn deine Underground-Lieblingsband plötzlich in die Top 10 kommt, weil sie zu einem kommerzielleren Sound gewechselt ist. Jeder kennt dieses Gefühl.

Mein erster Kontakt mit GTA in „3D“ war schließlich Liberty City Stories auf der PSP meines Bruders, und meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ja, es machte eine Zeitlang Spaß, aber dank der frustrierenden Missionen, der Steuerung und des Speichersystems hatte ich bald genug. Genauso bei Vice City Stories. Die Probleme mögen nicht unbedingt größer als bei GTA II gewesen sein, aber inzwischen war das Franchise zum König der westlichen Videospielindustrie aufgestiegen, da durfte man einfach etwas mehr erwarten.

Nächste Woche: How I Learned To Stop Worrying And Love GTA

[Andreas Dobersberger]