Das Erscheinen von Street Fighter IV riecht mir nach einer guten Gelegenheit, einmal auf die dreißigjährige Geschichte der Firma Capcom zurückzublicken und sich darüber klar zu werden, was für eine gewaltige Anzahl an großartigen Spielen und Franchises wir diesem Entwickler eigentlich verdanken. Hier also meine ganz persönliche Liste der sieben besten Gründe, Capcom zu lieben (ohne bestimmte Reihenfolge). Beginnen wir doch gleich mit…
Street Fighter
Jeder, der ungefähr weiß, was Videospiele sind, kennt Street Fighter II. Genau wie Super Mario Bros. oder Doom ist der Kampfspielklassiker ein Werk, das längst ein fester Bestandteil der Popkultur ist und quasi im Alleingang ein gesamtes Genre revolutioniert und populär gemacht hat. Der erste Teil rief noch relativ wenig Interesse hervor, aber mit dem Nachfolger gelang nicht nur der Durchbruch in den Spielhallen, sondern gleich auch auf den Heimkonsolen. Es folgten Street Fighter Alpha, Street Fighter EX und Street Fighter III, und selbstverständlich jeweils diverseste Versionen und Sequels (nicht zu vergessen das grandios betitelte Street Fighter: The Movie: The Game), bis zuletzt Super Street Fighter II Turbo HD Remix und wie erwähnt das brandneue Street Fighter IV. In diesem Sinne: Hadouken!
Mega Man
Für nicht wenige Leute war Mega Man 9 das wichtigste und meisterwartetste Spiel 2008. Das liegt an der Geschichte der Serie: Während die ersten Teile des Jump-and-Runs auf dem NES dank fordernden Leveldesigns und nonlinearer Struktur zu den bedeutendsten Einträgen im 8-Bit-Kanon zählen, verlief sich das Franchise um den kleinen, blauen Roboter bald im Sand. Ein mittelmäßiges Spin-Off nach dem anderen wurde herausgeschossen, bis wirklich jeder die Nase voll hatte: Mega Man Battle Network 6: Cybeast Gregar? Mega Man Zero 4? Mega Man X8? Mega Man Starforce 2? Mega Man Soccer? ARGH! Doch dann wurde alles gut: Mega Man 9 kehrte zurück zu den Wurzeln, bis hin zu nostalgischer 8-Bit-Grafik, gnadenlosem Schwierigkeitsgrad und dem vielleicht cleversten Leveldesign der gesamten Reihe. Gut gemacht, Capcom. Alles ist verziehen.
Strider
Strider ist eines jener Spiele, bei dem man nur kurz zusehen muss um es sofort selbst spielen zu wollen. Das spektakuläre Actionspiel um einen akrobatischen Ninja, der mit dem vielleicht coolsten Schwert der Videospielgeschichte Roboter zersäbelt, war einer der großen Spielhallen-Hits Ende der Achtziger. Als schließlich eine beeindruckend originalgetreue Umsetzung für das Sega Mega Drive erschien, war das Grund genug für viele, die Konsole zu kaufen. Die C64- und NES-Versionen waren halt doch nicht ganz das Gleiche.
Phoenix Wright/Ace Attorney
Bei all den furiosen Action-Franchises vergisst man oft, dass Capcom auch für die Ace Attorney-Spiele verantwortlich ist: Sogenannte Visual Novels, quasi die japanische Version klassischer Adventures, wie sie den Westen nur selten erreichen. Erschienen auf dem Game Boy Advance in Japan und auf später dem DS auch im Rest der Welt, versetzen einen die Spiele in die Rolle eines Strafverteidigers (Phoenix Wright, oder neuerdings auch Apollo Justice), der in einem gelinde gesagt haarsträubenden Rechtssystem die Unschuld seiner Mandanten zu beweisen hat, knifflige Ermittlungen und knallharte Kreuzverhöre inklusive. Spannend, schrullig, humorvoll und liebenswert wie sie sind, haben die bisher vier erschienenen Titel längst einen weltweiten Kultstatus erreicht und sind jedem DS-Besitzer wärmstens ans Herz zu legen.
Bionic Commando
Ursprünglich ein Automatenspiel wurde Bionic Commando in seiner NES-Umsetzung zum unvergesslichen Klassiker. Es ist ein raffiniertes Spiel, das sich gegen gewohnte Konventionen stellte und seiner Zeit in einigen Punkten voraus war. Ein Jump-and-Run voll mit Schluchten, Gerüsten, beweglichen Plattformen und Stachelgruben, in dem die Spielfigur zwar rennen und schießen, aber nicht springen kann, mag im ersten Moment nach einer ziemlich bescheuerten Idee klingen. Aber hier kommt eben die zentrale Gameplay-Mechanik ins Spiel: Der Greifhaken, mit dem sich unser bionischer Held über Abgründe schwingt und dessen perfekte Beherrschung in den späteren Levels über Leben und Tod entscheidet. Wer’s selbst probieren will: Das brilliante Remake Bionic Commando Rearmed ist für Xbox 360, PS3 und PC erhältlich und schwerstens zu empfehlen.
Disney-Spiele
Jüngere Spieler können sich wahrscheinlich kaum vorstellen, dass es einmal eine Zeit gab, in der lizenzierte Disney-Hüpfspiele zur absoluten Creme-de-la-Creme der Videospielwelt gehörten. Aber so war es! Und für einen sehr großen Teil dieser Werke zeichnet sich niemand anderer als Capcom verantwortlich: Duck Tales. Chip ’n Dale Rescue Rangers. Die Magical Quest-Reihe. Darkwing Duck. Aladdin (SNES-Version). Alles hervorragende Jump-and-Runs mit heute teilweise legendärem Status.
The Legend of Zelda
Natürlich verdanken wir nicht Capcom die Zelda-Reihe, sondern Nintendo. Aber nicht alle Teile dieser Reihe wurden auch von Nintendo selbst entwickelt. Beim Thema „Zelda-Spiele, die nicht von Nintendo entwickelt wurden“ denken die meisten wahrscheinlich zu allererst mit Schrecken an die bizarren CD-i-Titel wie Wand of Gamelon oder Link: Faces of Evil. Zu Unrecht, denn es gibt weit bessere Beispiele: Sowohl Oracle of Seasons und Oracle of Ages für den Game Boy Color, als auch Four Swords und The Minish Cap für den Game Boy Advance wurden von Nintendo an Capcom delegiert und gelten bis heute als absolut würdige Zelda-Titel, die den Nintendo-Werken in Sachen Qualität um nichts nachstehen.
An dieser Stelle schließe ich, sonst wird das hier eindeutig zu lang. Theoretisch ließe sich die Auflistung von Capcoms Triumphen nämlich noch geradezu endlos fortsetzen. Ich sage nur: Resident Evil, Breath of Fire, Ghosts ’n Goblins, Onimusha, Final Fight, Devil May Cry, …
[Andreas Dobersberger]