Diese Woche: Mehr Master System-Propaganda!
Castle of Illusion / Land of Illusion / Legend of Illusion
Ja, früher war es tatsächlich einmal so, dass linzenzierte Disney-Spiele zu den besten Jump-and-Runs überhaupt gehörten. Während es auf den Nintendo-Systemen Capcom war, die Klassiker wie Duck Tales oder Magical Quest ablieferten, gab es auf den Sega-Konsolen eine Reihe eigener hochkarätiger Titel mit Mickey Mouse oder Donald Duck, entwickelt von Sega selbst. Ein Großteil davon fällt in die … of Illusion-Serie, deren bekannteste Vertreter wohl Caste of Illusion und World of Illusion auf dem Mega Drive sind.
Die Master Sytstem-Version von Castle of Illusion, die bis auf die Level-Themen und Mickey Mouse als Hauptfigur nicht viel mit der Mega Drive-Variante gemeinsam hat, ist auch für sich genommen ein großartiges Jump-and-Run, und bekam mit Land of Illusion und Legend of Illusion zwei exklusive Nachfolger. Insgesamt gehört die Trilogie zum besten, was man in dem Genre auf dem Master System spielen kann, dank kreativem Leveldesign, farbenfroher Grafik und einem für 8-Bit-Verhältnisse fairen und ausgewogenen Schwierigkeitsgrad.
Ninja Gaiden
Wer eine waschechte Jump-and-Run-Herausforderung sucht, ist hingegen hier richtig; die Ninja Gaiden-Serie war stets dafür bekannt, dass man blitzschnelle Reflexe und viel Übung braucht, um Überleben zu können. Es handelt sich hierbei allerdings nicht etwa um einen bloßen Port eines der drei NES-Teile, sondern um ein komplett neues Spiel, entwickelt nicht von Tecmo, sondern abermals von Sega selbst. Erschienen ist es 1992 (ausschließlich in den PAL-Regionen), man könnte es also gewissermaßen als Ninja Gaiden 4 bezeichnen. Verdient hätte es diesen Titel sowieso, denn es steht den drei Vorgängern von Tecmo wirklich in nichts nach – grafisch ist sogar eine ganze Ecke besser, der Farbpalette des Master Systems sei Dank.
Wonderboy III: The Dragon’s Trap
Vielleicht ist „Perle“ nicht das richtige Wort für Wonderboy III: The Dragon’s Trap (nicht zu verwechseln mit Wonderboy III: Monster Lair – ja, verwirrend, ich weiß), da es relativ anerkannt als eines der besten Master System-Spiele überhaupt ist, aber meiner Meinung nach wird es immer noch zu oft vergessen, unterschätzt oder als simpler Zelda II-Rip-Off disqualifiziert. In Wirklichkeit ist es eines der wohl besten 8-Bit-Spiele überhaupt und ein bemerkenswert frühes Beispiel von gelungenem Metroidvania-Gameplay.
Es beginnt im letzten Level des Vorgängers (Wonderboy in Monster Land), im Schloss des Mecha Dragon, mit einem voll aufgelevelten Hauptcharakter. Als er den Mecha Dragon besiegt, wird er jedoch von ihm verflucht: Er verliert seine Herzcontainer und seine Ausrüstung und wird selbst in einen kleinen Drachen verwandelt. Nach der Flucht aus dem Schloss muss er verschiedenste Tierformen annehmen, die ihm jeweils unterschiedliche Fähigkeiten verleihen, bis er wieder in seine menschliche Form zurückkehren kann.
Wonderboy III wurde übrigens unter dem Titel Dragon’s Curse auf die PC Engine (AKA TurboGrafx 16) portiert. Daran, wie dezent man die Grafik nur upgraden musste, um es als 16-Bit-Spiel durchgehen zu lassen, erfüllt den Master System-Fanboy in mir wieder einmal mit Stolz.
[Andreas Dobersberger]