Der Game Boy und ich

Vor ein paar Tagen ist der gute alte Game Boy 20 Jahre alt geworden. Auch wenn ich nie ein besonders inniges Verhältnis zu Nintendos Ziegelstein hatte (meine erste eigene Handheldkonsole war der DS Lite), so gibt es ja vielleicht doch ein paar Erinnerungen, die es wert sind, sie zu teilen.

Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, war mein größter Wunsch einen Game Boy zu besitzen. Zum einen war ich schon damals ein großer Videospiel-Fan und zum anderen hatte so ziemlich jeder meine Freunde Nintendos Handheldkonsole zu Hause. Jedes Mal, wenn ich bei einem von ihnen auf Besuch war, spielte ich Game Boy-Spiele, vor allem Super Mario Land und Teenage Mutant Ninja Turtles: Fall of the Foot Clan – die Spiele, die wirklich jeder zu besitzen schien (neben Tetris natürlich, das mich aber nie besonders reizte). Dass ich ein Sega-Kind war, machte den Game Boy nur noch „exotischer“ und aufregender. Aber meine Eltern haben mir nie einen Game Boy gekauft bzw. erlaubt. Nicht, weil sie Videospiele grundsätzlich abgelehnt hätten, sondern weil sie gesehen haben, wie vollkommen besessen ich bereits vom Atari ST, Sega Master System und Sega Mega Drive war – bei welchen sie jedoch genau regeln und kontrollieren konnten, wie viel ich darauf spiele, was bei einem Game Boy ungleich schwieriger gewesen wäre. So blieb er mir also verwehrt.

Ein paar Jahre später folgte eine für größere Geschwister wohl recht klassische Erfahrung: Mein kleiner Bruder wünschte sich einen Game Boy Color und bekam ihn prompt zu Weihnachten. Einfach so. Ganz ohne die jahrelangen Flehereien und Betteleien, die ich vergebens durchgemacht hatte… Wie dem auch sei, auf dem Game Boy Color fallen mir vor allem drei Spiele ein, die ich damals recht ausgiebig gespielt habe: Zum einen wäre da eine Version von Grand Theft Auto (die ich, wie mir gerade einfällt, in meinem „GTA-Erinnerungen“-Artikel von vor ein paar Wochen sträflich unterschlagen habe – Schande über mich); ich weiß noch genau, wie ich an meinem Schreibtisch sitze, den Game Boy Color unter die grell scheinende Schreibtischlampe haltend, um etwas erkennen zu können. Dann gab es da einen erstaunlich adäquaten Port von Donkey Kong Country, bei dem mir aber irgendwann der Schwierigkeitsgrad zu hoch wurde. Das dritte Spiel war Pokemon: Blaue Edition. Gegen Pokemon hatte ich mich lange gewehrt, weil ich die ganze Marketing-Maschinerie drum herum als ungeheuer zynisch und nervig empfand, aber da mein Bruder so versessen darauf war, habe ich mich nun einmal auch hingesetzt, und entdeckt, dass es sich im Grunde um ein ziemlich gutes RPG handelt. Ich glaube sogar, dass ich es bis zum Ende durchgespielt habe.

Als schließlich der Game Boy Advance herauskam, bekam mein Bruder auch diesen geschenkt, und obwohl ich ein paar Mal darauf gespielt habe, war ich eigentlich vorwiegend entsetzt: Das Display war noch dunkler als bei den Vorgängern, und ich empfinde es bis heute als Frechheit, dass Nintendo sich überhaupt getraut hat, diesen Dreck zu verkaufen, nur um kurze Zeit später mit dem Game Boy Advance SP herauszurücken, der endlich, endlich, endlich über ein (wenn auch nur von der Seite) beleuchtetes Display verfügte.

Erst vor relativ kurzer Zeit habe ich begonnen, mir wirklich einen Überblick über die Schätze der Game Boy-Bibliothek zu verschaffen. Über den Game Boy Advance muss ich da nicht viel sagen; seit ich dessen Spiele in schönen, kräftigen Farben auf meinem DS spielen kann, weiß ich ihn wirklich zu schätzen – keine andere Handheldkonsole hat so eine breitgefächerte Auswahl an hochqualitativen Titeln, nicht einmal der DS. Und auch was den Game Boy und Game Boy Color betrifft, gibt es wirklich großartige Spiele, die oft vergessen oder übersehen werden; nicht nur nette Zeitvertreiber für Zwischendurch, sondern richtige kleine Meisterwerke. Ich behaupte, dass Metal Gear: Ghost Babel mehr Spaß macht als Metal Gear Solid für die PlayStation, und dass The Legend of Zelda: Link’s Awakening das vielleicht beste Zelda-Spiel aller Zeiten ist. Und Wario Land 2 könnte es sowieso locker in die Top 10 meiner Lieblingsspiele schaffen.

[Andreas Dobersberger]