Von Handtüchern, Babelfischen und keinem Tee

Morgen ist Towel Day.

Was soll das heißen, „Was ist Towel Day“?! Towel Day ist natürlich der jährliche Gedenktag für Douglas Adams, Autor der bekannten Hitchhiker’s Guide To The Galaxy-Bücher, an dem seine Fans ihn dadurch ehren, dass sie den ganzen Tag ein Handtuch mit sich herumtragen.

Was soll das heißen, „Wieso ein Handtuch“?! Natürlich, weil Adams im Hitchhiker’s Guide mehrfach erwähnt hat, dass ein Handtuch der nützlichste Gegenstand im Universum ist, und dass man immer eines bei sich haben sollte. Ist doch logisch.

Was soll das heißen, „Was hat das alles mit Retro-Videospielen zu tun?!“ Ich sehe schon, ich muss hier wohl alles erklären.

The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy wurde im Laufe der Jahre in den verschiedensten Medien realisiert: Ursprünglich war die Geschichte ein BBC-Hörspiel, wurde aber am bekanntesten als Roman. Später entstand neben einem Comic, einer TV-Serie und einem Kinofilm auch ein Computerspiel. An den meisten dieser Umsetzungen war Adams persönlich beteiligt, und als Computerfreak war er an der Entwicklung des Spiels natürlich besonders interessiert.

Das war im Jahr 1984. Adams war schon seit längerem ein Fan des Entwicklers Infocom gewesen, der bereits damals für seine brillianten Textadventures (auch Interactive Fiction genannt) bekannt war, und so begann er zusammen mit Steve Meretzky (Planetfall, A Mind Forever Voyaging) die Arbeit an einer interaktiven Version der seiner Science-Fiction-Satire.

Interactive Fiction war zumindest zum damaligen Zeitpunkt wohl tatsächlich die perfekte Form für ein Hitchhiker’s Guide-Videospiel, die einzige nämlich, die den Sprachwitz und die verquere Logik auch wirklich umsetzen konnte. Klar, der einfachere Weg wäre ein Actionspiel gewesen, in dem man mit der Heart of Gold Vogonenschiffe abballert. Allerdings würde sich an solch ein Spiel heutzutage wohl niemand mehr erinnern, und auch Douglas Adams hätte wohl kaum Gestaltungsmöglichkeiten gehabt. So jedoch stammt nicht nur ein Großteil des Textes von Adams selbst, auch viele der Puzzles gehen auf ihn zurück, wie zum Beispiel das berümt-berüchtigte Babelfisch-Puzzle. Die Story folgte in der ersten Hälfte weitgehend der des Buches und des Hörspiels (der Spieler übernimmt die Rolle des Engländers Arthur Dent, der zuerst sein Haus verliert und dann auch noch seinen Heimatplaneten), in der zweiten Hälfte entfernte sich das Geschehen von dem seiner Vorlagen und das Gameplay wurde stark non-linear.

Dabei spielte Hitchhiker’s Guide ständig mit den Konventionen der Form und den Erwartungen des Spielers, so hatte man etwa „no tea“ als Gegenstand im Inventar oder wurde vom Erzähler schlicht angelogen und an der Nase herumgeführt. Das war zum einen spannend, interessant und revolutionär, auf der anderen Seite machte es das Spiel natürlich nicht gerade einfach oder benutzerfreundlich. Dennoch wurde es ein großer Erfolg, sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum, und nach Zork Infocoms erfolgreichstes Spiel überhaupt.

Erwähnung finden sollten auf jeden Fall die feelies – kreative Packungsbeigaben, die bei Infocom-Titeln Standard waren. The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy beinhaltete neben den Disketten und der Gebrauchsanweisung außerdem: einen „Don‘t Panic“-Button, eine Sonnenbrille, eine mikroskopische Raumflotte, den schriftlichen Zerstörungsbefehl für Arthurs Haus, den schriftlichen Zerstörungsbefehl für die Erde, ein Stück Flaum und keinen Tee. Da bekam man eben noch etwas für sein Geld!

Das Sequel Milliways: The Restaurant At The End Of The Universe, das noch am Ende des Spiels angekündigt wurde, war zwar in Entwicklung, ist aber leider nie erschienen. Allerdings arbeitete Adams noch ein zweites Mal mit Infocom zusammen und schrieb Bureaucracy, ebenfalls ein Textadventure, das zwar nichts mit dem Hitchhiker’s Guide-Universum zu tun hatte, aber dennoch erneut ein großartiges und sehr witziges Spiel wurde.

Übrigens: Eine schöne Möglichkeit The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy heute zu spielen, bietet sich auf der Homepage der BBC – direkt im Browser, und mit Illustrationen, Tipps und Hintergrundinfos.

[Andreas Dobersberger]