Was LucasArts, Sierra und die Bank Austria gemeinsam haben

Ein Phänomen, das mich sehr fasziniert, sind die deutschsprachigen Werbe-Adventures, die Anfang bis Mitte der Neunziger in beeindruckend hoher Zahl existierten. Daran, dass nicht nur Firmen, sondern sogar Politiker eine ganze Reihe solcher Gratis-Spiele veröffentlichten, um junge Leute anzusprechen, kann man erkennen, wie beliebt das Point-and-Click-Adventure-Genre zu der Zeit und gerade in unseren Gefliden war.

Zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung zählen wohl die beiden Spiele über die Deutsche Telekom: Das Telekommando! (1993) und Das Telekommando kehrt zurück! (1995), in denen man einen Servicetechniker spielt, der allerlei spannende Abenteuer erlebt und dabei die großartigen Fähigkeiten benötigt, die er in seiner Ausbildung bei der Telekom gelernt hat. Aber das ist nur ein Beispiel von vielen: Es gab Adventures von Lebensmittelfirmen (Abenteuer Atlantis – Knorr), Banken (Crazy Circus – Sparkasse), sogar von Medikamentenherstellern (Geheimprojekt DMSO – Dolobene und Rheumabene). Und dann waren da natürlich noch die vielleicht bizzarsten Auswüchse dieser Erscheinung, nämlich die Spiele von Ministerien und politischen Parteien – der Klassiker hierbei: Captain Gysi und das Raumschiff Bonn von der PDS.

Ich möchte an dieser Stelle kurz über meinen persönlichen Lieblingstitel dieser Art sprechen, der noch dazu aus Österreich stammt und auch das einzig mir bekannte österreichische Point-and-Click-Adventure aus dieser Zeit ist. Die Rede ist von Arnie Goes 4 Gold, hergestellt im Auftrag der Bank Austria von der Firma Topjob im Jahr 1994.

Wie viele der Werbespiele findet die Story von Arnie Goes 4 Gold in einem angenehm bodenständigen Alltagssetting statt: Der Jugendliche Arnie (den raffinierten Österreichbezug im Namen bemerkt?) erbt von seinem Onkel Fritz, einem berühmten Musiker, der in Amerika Karriere gemacht hat, ein Haus, das es erst einmal zu finden gilt. Dass die Bank Austria zur Lösung der diversen Puzzles, die dabei überwunden werden müssen, eine entscheidende Rolle spielt, liegt auf der Hand: Bankomatkarte, Kontofon-Service und Mitgliedschaft im Club Austria sind unverzichtbar.

Was am stärktsten für Arnie spricht, sind nicht unbedingt die Rätsel, die solide Adventure-Standardware sind, auch nicht die Dialoge, die ein wenig unter nicht immer gelungenen Witzen, Tippfehlern und fehlenden Satzzeichen leiden, sondern die wirklich sehr hübsche und liebenswerte Comic-Grafik. Wie oft sieht man schon Pixelart im Stil Day of the Tentacle oder Leisure Suit Larry 5 angewandt auf ein Tiroler Bergdorf?

Sogar ein Real-Life-Gewinnspiel war in Arnie Goes 4 Gold enthalten: Wenn man zwei Fragen über das Adventure richtig beantworten konnte und an die Bank Austria schickte, hatte man unter anderem die Chance, ein 486er-Farb-Notebook zu gewinnen! Leider ist der Einsendeschluss mit 28. Februar 1995 schon ein Weilchen abgelaufen. Weiters konnte man sich „für weitere Informationen auf Diskette oder für eine Fortsetzung des Computer-Spiels vormerken lassen“.

Dass diese Fortsetzung nie verwirklicht wurde ist schade, waren doch gerade bei Werbe-Adventures häufig die Fortsetzungen ihren Vorgängern stark überlegen. Aber wer weiß… Wenn genug Leute die Bank Austria-Filialen Österreichs stürmen und bei den Schalterbeamten nach dem so lange angekündigten Nachfolger von Arnie Goes 4 Gold verlangen, vielleicht ist Arnies glorreiche Rückkehr ja dann schon bald Realität.

Zu finden ist Arnie Goes 4 Gold neben vielen anderen Werbe-Adventures übrigens hier.

[Andreas Dobersberger]

1 thought on “Was LucasArts, Sierra und die Bank Austria gemeinsam haben”

  1. es gibt noch eine reihe anderer werbeadventures von topjob, die auch aus österreich sind. nämlich von den öbb (börnies journey), vom bundesministerium für unterricht und kultur (courage) und ein spiel vom bundesheer (lion’s help). mich würde interessieren was aus der firma geworden ist, leider findet man außer den releases nix dazu… echt talentierte leute – mit fettem budget hätten die auch titel auf lucas arts niveau gestemmt.

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