Zurück nach Monkey Island

Die diesjährige E3 war nicht arm an spektakulären Ankündigungen: zwei neue Super Mario-Spiele, zwei neue Metal Gear-Teile, Final Fantasy XIV, ein neuer Metroid-Titel von Team Ninja, Golden Sun DS

Aber am meisten gefreut habe ich mich doch über die glorreiche Rückkehr der Monkey Island-Serie. Gut, ich gebe zu, die Piratensaga wirkt nach vier Spielen etwas ausgelaugt und ausgereizt. Aber blicken wir doch einmal auf die Details: Zum einen entsteht eine episodisches neues Spiel namens Tales of Monkey Island bei Telltale, die bereits wundervolle Arbeit u.a. mit Sam and Max und Wallace and Gromit’s Grand Adventures vorgelegt haben, und grundsätzlich das derzeit wohl sympathischste Entwicklerstudio sind, das ich kenne. Viele Serien-Veteranen arbeiten am Spiel mit, darunter Dave Grossman, Michael Land und sogar Ron Gilbert (wenn auch nicht offiziell).

Gleichzeitig entwickelt LucasArts ein Remake des ersten Teils (The Secret of Monkey Island: Special Edition), das einer neuen Generation diesen Klassiker der Videospielgeschichte näher bringen könnte, die sich dann höchstwahrscheinlich beschweren wird, dass das ja alles ganz dreist bei den Pirates of the Carribean-Filmen geklaut sei…

Das Schönste ist, dass das Gameplay ohne Weiteres 1:1 übernommen werden könnte und in keinster Weise veraltet wirken wird, weil das Design 1990 bereits perfekt war: Fair, ausgewogen, benutzerfreundlich. Es wird nur einige Änderungen am Interface geben (schließlich erscheint das Remake nicht nur am PC, sondern auch auf Xbox Live Arcade), und ein dreistufiges Hint-System wird eingebaut. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn The Secret of Monkey Island ist sicherlich nicht das einfachste Adventure aller Zeiten, und jüngere Spieler zu frustrieren kann nicht das Ziel sein. Die Hardcore-Gamer können es ja abstellen.

Worauf ich mich vielleicht am meisten freue, ist die neu eingespielte Musik. Der Soundtrack von Michael Land, Barney Jones, Patric Mundy und Andy Newell enthält einige meiner Lieblingsmelodien überhaupt. Jedes einzelne Stück des Soundtracks ist in meinen Kopf eingebrannt, und ich summe das SCUMM-Bar-Thema gerade in diesem Moment, während ich schreibe. Im Lauf der Jahre habe ich unzählige Versionen und Remixes der Stücke besessen, und ich kann es kaum erwarten, eine neue, offizielle, professionell eingespielte Version des Soundtracks zu hören.

Der visuelle Stil des Remakes ist ein zweischneidiges Schwert für mich, zumindest, was ich in den Trailern davon gesehen habe. Die Charaktermodelle und Animationen sehen in meinen Augen fürchterlich aus. Die überarbeiteten, handgemalten Hintergründe jedoch – großartig. Ich finde ja auch die Grafik des Originals noch immer beeindruckend, aber mir ist schon klar, dass ich mit meiner Liebe zu Pixelart und Auflösungen im Bereich 320×200 nicht unbedingt repräsentativ für die breite Masse bin. Aber hey, selbst an unverbesserlich nostalgisch verblendete Spinner wie mich hat man gedacht: Per Knopfdruck ist es möglich, jederzeit auf die klassische (und hoffentlich ungefilterte) 256-Farben-VGA-Version umzuschalten. Das ist zwar schön und gut, aber wo sind der EGA- und der CGA-Modus? (Just kidding.)

Bleibt zu hoffen, dass die humorvollen Dialoge den Übergang vom geschriebene ins gesprochene Wort ohne Verluste überstehen. Stans penetrantes Geschwafel, das Hin und Her der Fettucini Brothers, die Beleidigungs-Schwertduelle – im Kern sind es schließlich sie, die The Secret of Monkey Island zu dem machen, was es ist.

[Andreas Dobersberger]