Ich wusste noch nie, was die Leute an Halloween gefunden haben. Das ganze Horror-/Grusel-/Spuk-Gedöns hat mich immer gelangweilt. Gespenster, Vampire, Werwölfe, Zombies – was mich betrifft alles nerviger Kinderkram. Mir fallen nur eine Handvoll Werke ein, die mir wirklich erfolgreich Angst eingejagt haben: Blair Witch Project zum Beispiel, auch einige H.P. Lovecraft-Stories und natürlich das ein oder andere Videospiel.
Wenn man mich nach dem gruseligsten Videospiel aller Zeiten fragt, dann muss ich für meine Antwort tief in die Obskuritätskiste greifen, und selbst dann fällt die Antwort höchst subjektiv aus. Ich könnte mir gut vorstellen, dass jemand anderer, der dieses Spiel nicht als kleines Kind gespielt hat, keine Ahnung hat, was ich daran unheimlich finde. Die Rede ist von Chrono Quest, einem Adventure von Psygnosis aus dem Jahr 1988 für (unter anderem) den Atari ST, das ursprünglich unter dem Namen Explora in Frankreich erschienen war.
Chrono Quest ist wirklich kein besonders gutes Adventure. Zwar sind Grafik und Sound makellos, aber das Point-and-Click-Interface ist umständlich und die Rätsel sind langweilig und teilweise unfair. Trotzdem: Schon das Titelbild in Kombination mit der Musik ist unglaublich effektiv darin, mir einen angenehm gruseligen Schauer über den Rücken zu jagen. Als das Spiel beginnt, befindet man sich im schlossartigen Anwesen seines ermordeten Vaters und muss dessen Zeitmaschine finden, um den Mörder zu schnappen, der in die Zukunft geflohen ist. Und schon habe ich die Hose voll. Da schleicht man also durch ein riesiges, verlassenes Landhaus während im Hintergrund ein schwermütiger Walzer spielt.
Richtig schlimm beginnt es aber erst dann zu werden, wenn man versucht, ohne Feuerzeug in den dunklen Keller hinabzusteigen. Sofort gibt es einen entsetzlichen digitaliserten Schrei, gefolgt von einer kurzen, aber hochgradig tragischen Tonfolge. Man ist im Dunkeln über die Treppen zu Tode gestürzt – Überraschung! Wie man sich vorstellen kann, lockert es die die ohnehin schon unheimliche Atmosphäre nicht gerade auf, dass hinter jedem falschen Schritt nicht nur der Spielertod, sondern auch ein plötzlich aus dem Nichts kommender verzerrten Todesschrei lauern könnte.
Leider gibt es aufgrund der Obskurität des Spiels auf YouTube nur ein einziges kurzes Video, das die ersten Spielminuten (und keine Todessequenz) zeigt. Absolut niemand, der das Spiel nicht als Kind mit großen Augen am Computer der Eltern gespielt hat, wird da vermutlich irgendetwas daran gruselig finden. Mir persönlich reicht es aber schon, um wimmernd und schluchzend unter die Bettdecke zu kriechen.
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