Dynamite Men: ein Bomberman-Klon in QBasic

Die ein oder andere Version von Bomberman hat ja wohl jeder schon einmal gespielt. Bis heute wird der Klassiker aus dem Jahr 1983 immer und immer geportet und neu aufgelegt, ich wage es nicht zu schätzen, wie viele Iterationen tatsächlich offiziell und inoffiziell existieren. Ich kann aber, denke ich, behaupten, dass meine Lieblingsversion zu den obskursten zählt, die es gibt.

Sie ist als Dynamite Men bekannt (auch wenn „bekannt“ vielleicht das falsche Wort ist) und wurde möglicherweise von einem Individuum mit dem Pseudonym Hung programmiert. Die Plattform? QBasic.

QBasic ist ein von Microsoft entwickelter BASIC-Interpreter, der eine Zeitlang bei DOS und Windows mitgeliefert wurde, und mit dem somit viele ihre ersten Programmiererfahrungen gesammelt haben. (Ich selbst übrigens auch – als ich 13 war, war QBasic für mich das so ziemlich Aufregendste auf der Welt.) Wie der Name schon sagt, ist BASIC, und gerade QBasic, als Programmiersprache aber langfristig in ihren Möglichkeiten begrenzt und mehr als Einstieg gedacht.

Trotzdem gibt es natürlich Leute, die beeindruckende Dinge damit zustandegebracht haben – und das beeindruckendste QBasic-Programm, das ich persönlich kenne, ist Dynamite Men. Nicht nur progammiertechnisch hat es meine Vorstellungen davon, was mit QBasic möglich ist, überschritten, auch für Gamedesign hat die Person, die das Spiel entwickelt hat, offensichtlich ein Gefühl gehabt. Natürlich ist es eine Kopie eines im Grunde existierenden Spiels, aber auch auf die kleinsten Feinheiten wurde wertgelegt.

Dynamite Men ist ein voll funktionaler Bomberman-Klon in stilvoller, prächtig animierter VGA-Grafik. Es gibt sowohl einen Singleplayer-Modus mit mehreren Levels und verschiedenen Gegnertypen als auch einen Multiplayer-Modus, in dem bis zu vier Spieler gleichzeitig gegeneinander antreten können, und sogar die Möglichkeit KI-Gegner und bis zu drei Spieler zu kombinieren. Im Spiel selbst gibt es eine beeindruckende Anzahl an Extras, wie Bomben, die auf Knopfdruck gezündet werden können statt nach einer festgelegten Zeit, Hämmer, die es erlauben, Blöcke zu bauen (um sich zu schützen oder an neue Extras zu gelangen) oder Raketenwerfer mit zielsuchenden Raketen.

Mein liebstes Detail ist wahrscheinlich die Tatsache, dass jeder Spieler über eine Health-Bar verfügt; Dynamite Men ist die einzige Bomberman-Version die ich kenne, in der man nicht nach einem Treffer erledigt ist. Das ermöglicht meiner Meinung nach viel spannendere, hitzigere und strategischere Gefechte.

Ich kann für die Qualität des Spiels vor allem auch deshalb bürgen, weil ich es seit fast zehn Jahren immer wieder gern spiele – und nicht nur ich: An unserem Klassen-PC gab es damals Pause für Pause begeisterte Vierspieler-Partien. Bis Dynamite Men schließlich als offizielles Pausenspiel in unserer Klasse abgelöst wurde von einem kleinen Freeware-Game namens Liero. Aber das ist eine andere Geschichte…

Wer Dynamite Men heute spielen will: Man kann es zwar unter anderem hier herunterladen, der Haken ist aber, dass man den QBasic-Interpreter braucht, um es zum Laufen zu bringen (und obendrein noch DOSBox, um diesen wiederum zum Laufen zu bringen…). Für QBasic gibt es nämlich keinen Compiler (um ausführbare EXE-Dateien zu erzeugen). Tja, Kids, so ging’s uns damals eben, uns wurde nix auf dem Silbertablett serviert!

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