Scroll: Mehr als nur ein weiteres Videospiel-Fanzine

Heute möchte ich auf ein neues Fanzine namens Scroll hinweisen, das sich mit Videospielkultur beschäftigt und damit einen natürlichen Schwerpunkt darauf hat, was wir (wohl oder übel) „retro“ nennen. Die Coverstory der ersten, vor kurzem erschienenen Ausgabe behandelt das Super Nintendo, das in Nordamerika dieses Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag feiert, und blickt unter anderem auf die erinnernswertesten Spiele auf dem System zurück, aber auch auf obskure Perlen, von denen man vielleicht noch nie etwas gehört hat.

Hier hilft das umfangreiche Fachwissen des Autors, gerade was ältere und japanische Spiele betrifft. Es handelt sich nämlich um Ray Barnholt, bis vor kurzem Redakteur bei 1up.com, häufiger Gast im von mir schon oft erwähnten Podcast Retronauts, Autor des Game Center CX Episode Guide, und momentan Mitarbeiter an der Fanübersetzung von Game Center CX: Arino’s Challenge 2/Retro Game Challenge 2 . Von einem Artikel abgesehen, der von Alex Fraioli verfasst wurde und Phantasy Star zum Thema hat, wurde die gesamte Ausgabe von Barnholt allein auf die Beine gestellt – ein beeindruckendes Unterfangen, gerade bei dem professionellen Charakter des Endprodukts.

Weitere Themen beinhalten Startropics, den 3DS und eine Verteidigung von Hydlide. Eine wunderbare Rubrik ist auch The Island of Misfit Hardware, in der obskure oder vergessene Videospiel-Hardware vorgestellt wird – in dieser Ausgabe ein Kassettenrekorder, der nebenbei Mega Drive-Module abspielen kann.

Erwerben kann man die erste Ausgabe von Scrolls auf der Homepage des Projekts, scroll.vg. Die PDF-Ausgabe kostet fünf Dollar, die Printausgabe zehn Dollar plus Versand. Bis 17. März gibt es übrigens 25% Rabatt.

[ad]

Herbst der Konsolenjubiläen

Diesen Herbst kann man sich ja vor Konsolenjubiläen gar nicht retten. Gerade erholt man sich noch von „25 Jahre NES“, „25 Jahre Sega Mark III“ und „15 Jahre PlayStation im Westen“, da geht es schon weiter. Vor ein paar Tagen wurde die Xbox 360 fünf Jahre alt, heute steht „20 Jahre Super Famicom“ (also SNES in Japan) an, und in drei Tagen „10 Jahre PlayStation 2 in Europa“.

Zur Xbox 360 sage ich an dieser Stelle jetzt mal nichts – immerhin ist das hier eine Retro-Kolumne – aber die beiden letztgenannten sind, zumindest von ihrer Spielebibliothek her, vielleicht die beiden großartigsten Konsolen überhaupt. Beide definieren ihre jeweilige Ära bzw. Generation und repräsentieren die Perfektion der Konzepte, Mechanismen und Techniken, die auf einer bahnbrechenden, aber etwas ungeschliffenen Vorgängerkonsole etabliert wurden.

Beispiel Super Famicom: Ein Metroid wurde durch Super Metroid praktisch obsolet, und die mit Dragon Quest etablierte, klassische JRPG-Formel wurde mit Final Fantasy VI, Chrono Trigger, Mother 2 und Dragon Quest V – den vier großen JRPGs auf dem System und damit den vier großen JRPGs der 16-bit-Ära insgesamt (Seiken Densetsu 2, also Secret of Mana, ist mehr ein Genremix als ein klassisches JRPG) – nicht nur verfeinert, sondern in der Qualität nach Meinung vieler bis zum heutigen Tag nie wieder umgesetzt.

Ähnlich sieht es auf der PS2 aus. Mit Metal Gear Solid 2 und 3 konnte Hideo Kojima die cinematischen Ambitionen des ersten Teils auf der PlayStation endgültig befriedigend umsetzen, und in Metal Gear Solid 3: Subsistence im Grunde zum ersten Mal die Kamera aus ihrer starren Overhead-Position, in der sie seit dem ersten Metal Gear auf dem MSX verharrt hatte, lösen und eine vollständig immersive Raumerfahrung bieten. Zu Grand Theft Auto muss ich in diesem Zusammenhang ja wohl nicht einmal etwas sagen.

Übrigens ist die PS2 bis heute die meistverkaufte Konsole aller Zeiten, sogar noch vor Handhelds wie dem Game Boy und dem DS. Ganz zu schweigen davon, dass sie immer noch gekauft wird! Zum Vergleich: Das SFC/SNES kommt ungefähr auf ein Drittel der verkauften Einheiten und steht damit insgesamt auf Platz 9.

[ad]