Von Meisterdieben und Kompatibilitätsproblemen

Vom grandiosen Amnesia: The Dark Descent auf den Geschmack gebracht, durch die dunklen Ecken gruseliger Herrenhäuser zu schleichen, wollte ich zuletzt wieder einmal Thief: The Dark Project spielen. Leider ist das als Windows XP-Benutzer nicht besonders einfach; für mich hat es sich gar als unmögliches Unterfangen erwiesen.

Mithilfe eines Fan-Patches, der ein DirectX-Kompatibilitätsproblem beheben sollte, habe ich es zumindest geschafft, eine Mission beginnen zu können, leider nur bis zu dem Punkt, an dem sich der PC nach ein paar Minuten komplett aufhängt und nur auf einen Druck auf den Ausschaltknopf reagiert. Ein bekanntes Problem mit Dual Core-Prozessoren erwies sich ebenfalls nicht als die Ursache. Ich musste also schließlich aufgeben. Nicht einmal der Versuch einen Umweg über Linux und Wine zu gehen war erfolgreich.

Dabei hätte ich gerade den ersten Level von Thief so gerne wieder einmal gespielt. In meinem Kopf hat dieser Level legendären Status als Meisterwerk der Videospielkunst, und ich hätte liebend gern überprüft, ob er dieser Erinnerung standhalten kann. Er besteht daraus, dass man ins Anwesen der reichen Lord Bafford eindringen und ein Zepter aus seinem Thronsaal stehlen muss. Die Demo-Version vom Thief, die nur aus dem Tutorial und diesem ersten Level bestand, habe ich etliche Male durchgespielt, auf die unterschiedlichsten Arten. Ich bin sogar einmal durch den schwer bewachten Vordereingang des Anwesens eingedrungen.

Wenn ich mich richtig erinnere, muss der Level absolut riesig gewesen sein. Das Anwesen allein war gigantisch und zusätzlich gab es noch ein ganzes Stadtviertel rundherum, inklusive Kanalisationssystem. Wie die Programmierer von Looking Glass das so ganz aus einem Guß, ohne unterbrechende Ladezeiten, hinbekommen haben, ist mir ein Rätsel.

Schade, dass nicht alle Levels in Thief auf diesem Niveau waren. Ja, sie waren alle riesig, aber das stellte nicht immer einen Vorteil dar. Ich weiß noch, wie ich mich hoffnungslos in diversen Katakomben, Höhlen und Bergwerken verirrt habe, gejagt von Zombies und Basilisken. Aber jedesmal, wenn dann wieder ein städtischer Level kam, war die Magie wieder da. Der Nachfolger Thief II: The Metal Age hat gezeigt, dass sich Looking Glass dieser Tatsache bewusst war, denn dieses Spiel fand fast ausschließlich in der Stadt …öhm… statt. Aber auch dort gab es furchtbar verwirrende Levels – ich denke noch immer mit Schaudern an die „Verlorene Stadt“ zurück, die man noch dazu in beiden Teilen besucht. Selbst Hauptfigur Garrett stöhnt in Thief II, als er dort ankommt, entnervt auf: „Ach bitte, nicht schon wieder die Verlorene Stadt!“

Ja, weder Thief noch Thief II waren perfekte Spiele, aber es sind trotzdem unvergessliche Meilensteine. Jeder sollte zumindest den ersten Level von Thief gespielt haben, der alle Stärken der Serie – zumindest was reines Gameplay betrifft – kompakt zusammenfasst. Allerdings: Den von Ion Storm Austin entwickelten dritten Teil, Deadly Shadows, habe ich nie gespielt. Vielleicht sollte ich ihm, angesichts der dank Windows XP mangelhaften Alternativen, einmal eine Chance geben.

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