Always bet on Duke?

3D Realms, der berühmt-berüchtigte Entwickler der Vaporware-Legende Duke Nukem Forever, ist jetzt also pleite. Die Überraschung ist dabei weniger, dass es passiert ist, als dass es erst jetzt passiert ist. Welches Studio kann es sich schon leisten, in ein einziges Spiel 12 Jahre Arbeitszeit zu investieren, sicherlich mit mehreren Abbrüchen und Neustarts und somit mehrmaligem Wechsel der Hard- und Softwareumgebungen? Natürlich mit ständigem Imageschaden, denn vielmehr als der Running Gag der Videospielindustrie war 3D Realms schon lange nicht mehr.

Die Frage ist jetzt natürlich: Was passiert mit Duke Nukem Forever? Ironischerweise bekommen wir nun einen ganzen Haufen Screenshots, Models und Artwork zu sehen, sogar ein neues Gameplay-Video ist aufgetaucht. Das Projekt existiert also. Wird es ein anderer Entwickler aufgreifen oder gar neu beginnen? Oder werden wir das neue Abenteuer des Duke niemals zu sehen bekommen? Und warum sollten wir uns überhaupt noch dafür interessieren? Die letzte Frage kann ich beantworten, aber dazu müssen wir zurückblicken, auf den Vorgänger von Duke Nukem Forever: den 1996 erschienenen Shooter-Klassiker Duke Nukem 3D.

Duke Nukem 3D erschien in einer Zeit, als man das Genre im Allgemeinen noch nicht als Ego-Shooter oder FPS bezeichnete, sondern das Wort „Doom-Klon“ verwendete. Meistens zurecht, aber 1996 war in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Wendepunkt: Duke Nukem 3D und, ein halbes Jahr später, Quake waren gewaltige Schritte vorwärts, wenn auch in zwei unterschiedliche Richtungen. Während Quake eine technische Revolution darstellte, ging Duke 3D vor allem in Sachen Inhalte und Design neue Wege.

Man könnten sagen, dass Duke Nukem 3D eine Parodie auf Ego-Shooter/Doom-Klone war, die zum ersten Mal eine erfrischende Portion Humor in das Genre brachte. Zuallererst wäre da natürlich die Hauptfigur, Duke Nukem: ein wasserstoffblonder Muskelprotz mit Sonnenbrille, der das Spielgeschehen mit witzigen One-Linern kommentiert. Diese One-Liner sind es wohl der Aspekt des Spiels, der am besten im kollektiven Gamer-Gedächtnis geblieben ist. Von „What are you waiting for? Christmas?“ bis zu „I’ll rip your head off and shit down your neck.“

Viel entscheidender war aber das Leveldesign. Statt in den immergleichen Raumstationen und Verließen fanden die meisten Levels in „realistischen“ Settings statt: Bars, Kinos, Geschäfte, Restaurants, Postämter, Stripclubs, Hotels – Orte, aus unserem täglichen Leben, die zu erforschen einfach mehr Spaß machte als die üblichen Science Fiction- und Fantasy-Szenarien. Noch dazu gab es in diesen Levels oft eine Vielzahl an Details zu entdecken, zum Beispiel benutzbare Gegenstände oder einfach nur kleine Gags und Anspielungen. Wenn man die Tür zu einer öffentlichen Toilette öffnet, dort ein feindliches Alien gerade auf der Kloschüssel sitzt, und man besagte Kloschüssel dann auch noch selbst benutzen kann, während Duke kommentiert, dann sorgt das an der Oberfläche für ein herrlich kindisches Grinsen und auf einer tieferen Ebene zu einer beträchtlichen Erhöhung der Immersion.

Außerdem waren viele der Levels teilweise recht offen gestaltet, erlaubten verschiedene Wege, geheime Abkürzungen und dergleichen. Das Videospiel-Klischee der Lüftungsschächte als Alternativrouten fand hier womöglich seinen Anfang. Und auch die berühmten scripted events, die seit Half-Life aus keinem Shooter mehr wegzudenken sind, waren hier in einer frühen Form vorhanden: Ab und zu wurde der Spieler von Erdbeben und Explosionen überrascht, die beispielsweise Wände zum Einsturz brachten und neue Wege eröffneten.

Ich habe mich sehr auf Duke Nukem Forever gefreut, weil ein Spiel in dieser Art momentan einfach sehr gut tun würde, zwischen all den Halos, Killzones und Call of Dutys. Allerdings hat mich das, was bisher an Gameplay gezeigt wurde, etwas enttäuscht. Dukes Sprüche und Persönlichkeit waren zwar vorhanden, aber das Leveldesign sah erschreckend uninspiriert aus; von wenigen Ausnahmen abgesehen waren es die gleichen grau-braunen Korridore wie in den erwähnten 08/15-Titeln. Wenn ich da an den farbenfrohen E3-Trailer von 2001 denke… Aber vielleicht haben ja seit Duke Nukem 3D nicht nur viele Gamer vergessen, was das Spiel ausgezeichnet hat, sondern auch die Entwickler selbst. Immerhin ist es verdammt lange her.

[Andreas Dobersberger]