Wenn ein Mario-Fangame für den PC es schafft, mich eine Zeitlang von Super Mario Galaxy 2 wegzubringen, dann ist das mehr als eine Erwähnung wert. Aber schön der Reihe nach:
Super Mario Bros. X ist ein von Andrew Spinks in Visual BASIC geschriebenes Programm für Windows, das im Grunde eine Engine für klassische 2D-Mario-Spiele darstellt und Elemente der ersten vier Mario-Teile plus ein paar neue Dinge miteinander vereint. Inkludiert ist nicht nur ein simpel zu bedienender Level-Editor, mit dem man seine eigenen Mario-Spiele erstellen kann, mit World Map und allem drum und dran, sondern auch eine Beispiel-Episode des Entwicklers, die zeigt, was mit der Engine in den richtigen Händen alles möglich ist.
In der aktuellen Version 1.2.2 handelt es sich dabei um eine Episode namens The Invasion 2, und wer sich dabei ein schnödes Tech-Demo mit amateurhaftem Design erwartet, irrt gewaltig. So berechtigt es sein mag, skeptisch gegenüber Mario-„Fangames“ zu sein, hier sind solche Zweifel unbegründet; The Invasion 2 spielt in der gleichen Kategorie wie seine Vorbilder. Geboten werden eine gewaltige Anzahl kreativer Levels, tonnenweise Geheimnisse, neue Extras wie eine tragbare Bullet Bill-Kanone, und ungewohnt geschickt gehandhabte Crossover-Abschnitte mit Zelda und Metroid. Obendrein gibt es fünf Charaktere zur Auswahl (Mario, Lugi, Peach, Toad und Link) und sogar einen New Super Mario Bros. Wii-artigen simultanen Co-Op-Modus mit dynamischem Splitscreen.
Aber wie man wissen sollte, kommt es gerade bei Fan-Games nicht auf die Länge der Feature-Liste an, sondern auf das Design-Talent des Entwicklers. Und hier liegt die wahre Stärke dieses Spiels, denn das Leveldesign ist durch und durch erschreckend brilliant. Es ist so gut, dass es teilweise sogar das erwähnte New Super Mario Bros. Wii alt und uninspiriert aussehen lässt. Besonders bemerkenswert finde ich, wie nahtlos und gelungen Elemente aus den verschiedenen Teilen (z.B. das Gemüse-aus-der-Erde-ziehen aus Super Mario Bros. 2 oder Yoshi aus Super Mario World) miteinander verbunden werden.
Die wenigen Schwächen des Spiels liegen vor allem in den Grenzen der Engine begründet (merkbar loopende Musiktracks, kleinere Performance-Hickups) und sind gerade für eine Freeware-Fanprojekt kaum der Rede wert. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß mit einem 2D-Mario, und das will etwas heißen.
Zumindest ein Blick auf den Gameplay-Trailer sei dringend empfohlen. Dort gibt’s auch gleich den Link zur Homepage des Projekts.
Natürlich habe ich auch schon mit dem Editor herumgespielt und selbst ein paar Levels designt, was ebenfalls großen Spaß macht. Vielleicht wird ja sogar mal eine eigene Episode daraus.
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