Franchises, die ihr Ablaufdatum überschritten haben

Eines der wichtigsten Dinge im Leben ist zu wissen wann Schluss ist, das gilt fürs Biertrinken genauso wie für körperliche Anstrengung oder fürs Glückspiel im Casino. Die Unterhaltungsindustrie hat damit so ihre Probleme: Eine Marke wird für gewöhnlich so lange ausgeschlachtet, bis sie vollkommen wertlos ist und selten auf dem Höhepunkt fallengelassen, um das verdiente Geld in die Umsetzung neuer, kreativer Ideen zu investieren. Heute möchte ich auf drei Videospielserien eingehen, deren Entwickler sich eben jener Sünde schuldig gemacht haben. Alle drei existieren seit rund zwanzig Jahren, und alle drei würden in einer perfekten Welt schon seit mindestens zehn Jahren im Grab liegen.

Sonic

Sonic wurde schon oft mit einem abgehalfterten Rockstar verglichen, der vor Jahrzehnten mit einer Reihe großer Hits zu Weltruhm gelangte, inzwischen aber ein drogenabhängiges Wrack ist, der für ein paar Dollar alles macht, egal wie dreckig. Das letzte gute Sonic-Spiel, Sonic Advance, ist mittlerweile acht Jahre her, und selbst das war nur ein Schatten der 16-bit-Großtaten des stacheligen Sega-Maskottchens. Der Witz ist, dass – wirtschaftlich gesehen – Sonic als Marke immer noch recht verlässlich funktioniert, und sich nicht nur unter unverbesserlichen Nostalgikern, sondern auch bzw. besonders unter jungen Mädchen, Anime-Freaks und der Furry-Community einer ansehlichen Fangemeinde erfreut.

Für die erstgenannte Gruppe, die Nostalgiker, kommt noch dieses Jahr das seitlich scrollende und clever betitelte Sonic The Hedgehog 4 auf den Markt, das Leute wie ich, die mit Sonics Mega Drive-Werken groß geworden sind, automatisch kaufen MÜSSEN. Wir wissen ganz genau, dass er höchstwahrscheinlich Dünger sein wird, weil Dimps und Sonic Team von gutem Leveldesign etwa soviel Ahnung haben wie ein Fischstäbchen vom Aktienmarkt, aber zumindest ich persönlich weiß auch, dass, sobald der Titel erscheint, mein Hand VOLLKOMMEN VON SELBST die Wii einschalten und den Download einleiten wird. So gesehen bin ich wohl Teil des Problems – auch wenn Sonic 4 ganz sicher eine Ausnahme darstellt.

Castlevania

Wie Dracula selbst ist auch die Castlevania-Serie ein furchterregendes, untotes Geschöpf, das einfach immer wiederkommt, egal was man tut. Vor nichts schreckt sie zurück, sei es, seit 1997 immer wieder das im Grunde gleiche Spiel hervorzubringen, oder sei es gar, konkrete Sprites und Leveldesigns zu recyclen bis zum Umfallen. Der Gipfel der Impertinenz und Peinlichkeit ist wohl das kürzlich erschienene Harmony of Despair (ja, sogar die Titel der Spiele klingen mittlerweile wie vom Computer aus alten Versatzstücken zusammengestückelt), das nicht einmal versucht zu behaupten, es hätte so etwas wie originale Inhalte.

Immer wieder habe ich versucht, Spaß an den Castlevania-Spielen auf dem GBA oder dem DS zu finden, aber jedes Mal kam ich an dem Punkt, an dem ich mich fragen musste: Warum eine minderwertige Fließbandkopie von Symphony of the Night spielen, wenn ich Symphony of the Night selbst anwerfen könnte?

Monkey Island

Die ersten beiden Monkey Island-Adventures sind Meisterwerke und zählen zu meinen persönlichen Lieblingsspielen. Das ändert jedoch nichts daran, dass das humorvoll-anachronistische Piratenszenario um den liebenswerten Guybrush Threepwood inzwischen einen längeren Bart hat als Alan Moore, Richard Stallman und Hermann Nitsch zusammen. Spätestens seit dem vierten Teil fühlt sich das ganze Monkey Island-Universum hoffnungslos ausgelutscht an, und daran hat auch Telltales grundsolide Tales of Monkey Island-Saga in meinen Augen nichts geändert. Es ist nicht mehr lustig, es ist nicht mehr originell und die Hälfte des Charmes besteht aus Referenzen zu früheren Teilen. Oh toll, Stan und Murray sind wieder dabei, best game evar. Ein Händler aus dem 17. Jahrhundert, der sich wie ein schleimiger Gebrauchtwagenhändler des 20. Jahrhunderts benimmt – war das nicht irre lustig VOR ZWANZIG JAHREN? Und ein Totenschädel, der sich für bedrohlich hält, aber es gar nicht ist – guter Witz, aber wie oft muss man ihn bitteschön noch machen?

Natürlich gibt es bestimmt noch eine ganze Menge weiterer Beispiele für Serien, die ihren Zenit schon seit Jahren überschritten haben, aber nicht und nicht würdevoll sterben wollen. Wem noch Kandidaten fürs überfällige Einschläfern in den Sinn kommen, kann sich gern in den Comments zu Wort melden.

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Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck’s Revenge – Die ultimative Version eines Klassikers?

Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge, Indiana Jones and the Fate of Atlantis, Day of the Tentacle. Diese drei Titel bilden den Höhepunkt im Schaffen von LucasArts und damit des Point-and-Click-Adventure-Genres; die Klasse dieser heiligen Dreifaltigkeit wurde nie wieder erreicht. Damit sollte meine Meinung über das Kernspiel von Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck’s Revenge klar sein. Bleibt die Frage ob sich diese neue Version der Gears-of-Halo-Warfare-Achievement-HD-Generation in gebührlicher und angemessener Weise präsentiert.

Bei der Special Edition des Vorgängers war das ja nicht unbedingt der Fall, vor allem aufgrund von teilweise schlampig hingephotoshoppten Hintergründen und mitunter fragwürdigem Charakterdesign. Deshalb gleich einmal die Entwarnung: Dieses Mal sehen sowohl die Hintergründe als auch die Figuren und ihre Animationen deutlich besser aus; ich würde gar soweit gehen zu sagen, dass ich die überarbeitete Grafik der des Originals vorziehe. Allerdings: Ganz selten kommt es auch diesmal vor, dass hier und da ein übriggebliebener Pixel hinter der neuen Artwork hervorlugt. Es stört nicht wirklich dramatisch, aber verstehen kann ich es immer noch nicht. Hat man das einfach übersehen? Oder war keine Budget mehr da wenigstens einmal mit dem Verwisch-Tool drüber zu fahren? Solche kleineren Irriationen kommen immer wieder vor: Ein unsaubere Stelle hier, eine schlampige Animation dort – das im Grunde sehr gute Gesamtbild wird so leider etwas getrübt.

Zur Sprachausgabe: Das Voice Acting ist gut. Richtig, richtig gut sogar. Dank des umfangreichen und unverändert brillianten Skripts kann gerade Dominic Armato als Guybrush die ganze Bandbreite seines Könnens zeigen, abseits von den halblustigen One-Linern mach anderer Monkey Island-Spiele. Auch das Timing der Sprachausgabe stimmt immer, ganz ohne künstlich wirkende Pausen zwischen den Sätzen oder ähnlichem. Mein einziger Kritikpunkt wäre hier, dass einige der düstereren Momente, die diesen Teil der Monkey Island-Saga immer ausgezeichnet haben, etwas zu cartoonhaft interpretiert wurden, und damit etwas von ihrer Wirkung verlieren – das betrifft vor allem Earl Boens Performance als LeChuck.

Die neu eingespielte Musik war schon im Remake des ersten Teils über alle Zweifel erhaben. Jesse Harlin hat abermals ganze Arbeit geleistet und den phänomenalen Soundtrack zu einem ganz neuen Erlebnis gemacht. Sogar das dynamische iMuse-System hat den Übergang ins digitale Zeitalter erstaunlich gut überstanden, zumindest in der PC-Version. Und doch gibt es auch hier ein „aber“: Warum man es nicht geschafft hat, dass beim berühmten Bone-Song der Gesang und die Instrumentalisierung synchron sind, wird mir – wie so viele andere Dinge in dieser Special Edition – wohl ein ewiges Rätsel bleiben.

Eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Remake stellt das Interface dar. Gerade auf Konsolen navigiert man nun deutlich schneller und komfortabler durch die Welt; Guybrush kann gar direkt mit dem Analogstick gesteuert werden. Am PC kommt zwar nach wie vor nichts an das perfekte Neun-Verben-SCUMM-Interface heran, aber das neue System erfüllt seinen Zweck hinreichend.

Wenn es etwas gibt, das man der Ur-Version von Monkey Island 2 ankreiden kann, dann ist es der recht hohe Schwierigkeitsgrad, der gerade Leute, die normalerweise keine Adventures spielen, innerhalb kürzester Zeit auf alle Ewigkeit verjagen kann. Klar, sie verfügt über einen Lite-Modus, aber durch diesen entgeht dem Spieler wiederum ein gutes Stück Content. Die Special Edition löst dieses Problem, indem sie des Lite-Modus weglässt und dafür ein kontextsensitives, mehrstufiges Hint-System einführt. Ein Geschenk des Himmels, denn nun kann wirklich jeder dieses Spiel genießen, ohne beim Feststecken in einem Walkthrough nachschlagen zu müssen, der gleich die ganze Lösung verrät und womöglich noch mehr.

Ein weiteres neues Feature ist der Audio-Kommentar von Ron Gilbert, Tim Schafer und Dave Grossman. Er ist nicht besonders umfangreich (insgesamt schätzungsweise eine halbe Stunde), aber doch interessanter und unterhaltsamer als ich erwartet hatte. Ich wünschte mir, die drei würden ein Buch über ihre Zeit bei LucasArts schreiben, in dem sie jede Designentscheidung und jedes technische Detail in ihren Spielen erklären (Leute fragen mich immer, warum es mir wichtig ist, dass Videospiele eine anerkannte Kunstform werden – na zum Beispiel damit es solche Dinge gibt!). Eine Concept Art Gallery, die im Laufe des Spiels freigeschalten wird, hat man ebenfalls beigelegt. Diese bietet sowohl Skizzen für die Charaktermodelle der Special Edition, als auch Originalvorlagen für die Hintergrundbilder der Originalversion.

Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck’s Revenge ist beinahe die definitive Version des Adventure-Klassikers. Es ist ärgerlich, dass eine Handvoll kleiner, fraglos vermeidbarer Schönheitsfehler dafür sorgen, dass sie es nicht ist. Trotzdem: Vieles wurde richtig gemacht, und es gibt deutliche Verbesserungen gegenüber der ersten Special Edition. Für Veteranen ist genug da, damit sie ihre Freude haben werden, und für Einsteiger ist dies dank der überabeiteten Präsentation und des Hint-Systems die Version der Wahl.

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Vier Gründe, warum ich mich auf die Special Edition von Monkey Island 2 freue

Hurra, LucasArts hat Monkey Island 2 Special Edition: LeChuck’s Revenge für Windows, Xbox Live und PSN angekündigt! Und iPhone! Und iPod Touch! Und elektrische Zahnbürsten! Erscheinen soll das Remake des Point&Click-Klassikers diesen Sommer. Monkey Island 2 ist mein zweitliebstes Videospiel aller Zeiten, ich bin also verständlicherweise ziemlich aufgeregt.

Nun hatte ich meine Probleme mit der letztes Jahr erschienen Special Edition des ersten Teils. Das Charakterdesign war mehr als fragwürdig, viele der Hintergründe extrem billig und schlampig, die Animationen auf South Park-Niveau, die Sprachausgabe fehl am Platz und das Interface so umständlich, dass ich für einige Puzzles in den Klassik-Modus wechseln musste, um keine Krämpfe zu bekommen. Immerhin, die unsterbliche Musik neu und mit tatsächlichen Instrumenten eingespielt zu hören allein war es wert, und das Hint-System war äußerst hilfreich für Monkey Island-Jungfrauen.

Warum also, wenn ich doch vom ersten Remake eher enttäuscht war, springe ich abermals auf den Hype-Zug auf? Hier sind meine Top 4 Gründe, warum ich daran glaube, dass die Special Edition von Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge besser wird als ihr Vorgänger.

4) Die Entwickler haben auf Feedback gehört. So sieht Guybrush nun nicht mehr aus wie Hias vom Musikantenstadl, und auch das Interface wurde komplett überarbeitet. Beides wird vermutlich noch immer nicht an das Original heranreichen, aber stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten Special Edition dar.

3) Von dem ausgehend was man bisher auf Screenshots zu sehen bekommen hat, scheint die Qualität der gemalten Hintergründe diesmal höher zu sein, und ich kann mir auch schlecht vorstellen, wie es anders sein sollte, weil auch die handgemalten und eingescannten Hintergründe des Originals eine höhere Qualität hatten als die des ersten Teils. Man kann sich solche Schlampereien wie beim ersten Remake im Grunde gar nicht leisten.

2) Es wird wieder komplett neu eingespielte Musik geben. Das allein war schon beim ersten Remake ein Kaufgrund für mich, obwohl es sich dort nur um eine Handvoll Songs handelte, die an Schlüsselstellen gespielt wurden. Monkey Island 2 hat im Gegensatz dazu einen kompletten, durchgehenden Soundtrack mit unzähligen Stücken und ungleich komplexeren Kompositionen und Arrangements. Dieses Meisterwerk der Videospielmusik, das es bisher ausschließlich in MIDI-Form gab, in neuem Glanz zu hören, eingespielt mit tatsächlichen Instrumenten, kommt im Wesentlichen der Rückkehr Jesu Christi auf die Erde gleich. Ich hoffe nur, dass sie die (damals durch das revolutionäre System iMuse ermöglichten) fließenden Übergänge zwischen den Stücken zu bewahren.

1) Es wird einen In-Game-Audiokommentar der Original-Entwickler geben. Alles weißt darauf hin, dass es sich um Ron Gilbert, Tim Schafer und Dave Grossman handelt. Sollte dieser Kommentar, wie ich hoffe, über von LucasArts vorgeschriebene Marketingphrasen und belanglose, längst bekannte Anekdoten hinausgehen, und neue Einsichten in den Designprozess des Spiels eröffnen, ist das ein Feature von unschätzbarem Wert. Unter anderem Telltale und Valve haben gezeigt, wie es geht. Ich erwarte Großes.

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Monkey Island 2 – Special Edition

Lucas Arts hat auch zu ‚Monkey Island 2 – LeChuck’s Revenge‚ eine Special Edition angekündigt, diese soll im Sommer im Playstation STore, Xbox Live sowie PC und iPhone erscheinen. Ähnlich wie auch das Remake des ersten Teiles wird es überarbeitete Grafik/Sound geben, sowie Sprachausgabe und ein Hinweis-System. Quelle: pc.ign.com