Streets of Rage Remake: Gerade noch hier, jetzt schon wieder weg

Um The Secret of Monkey Island zu zitieren: Bevor wir beginnen, eine kleine Geschichtslektion.

Streets of Rage oder Bare Knuckle, wie die Serie in Japan heißt, ist eine legendäre, dreiteilige Beat-em-up-Reihe von Sega, die von 1991 bis 1994 auf dem Mega Drive erschienen ist. Im Unterschied zu vielen anderen seitlich scrollenden Prüglern, die es auf den Heimkonsolen gab, waren die Streets of Rage-Spiele keine Spielhallen-Umsetzungen, sondern wurden speziell für Segas 16-bit-Heimkonsole entwickelt. Im Wesentlichen handelt es sich um ziemlich dreiste Final Fight-Klone, nur sind sind sie tatsächlich besser als ihr Vorbild. Zu ihren größten Stärken zählen die perfekte Spielbarkeit und die unsterblichen Soundtracks des genialen Yuzo Koshiro. Was die einzelnen Teile betrifft: Der zweite ist der eindeutig der beste, der erste ist noch etwas unausgereift, aber dennoch sehr spielenswert, der dritte ist nur im japanischen Original, also als Bare Knuckle 3,  zu empfehlen, da die westliche Version aus irgendeinem Grund unnötig frustrierend gemacht wurde.

Seit ein paar Wochen allerdings heißt das beste Streets of Rage-Spiel nicht mehr Streets of Rage 2, sondern Streets of Rage Remake. An dem vom Independent-Studio Bomber Games entwickelten Fan-Remake wurde acht Jahre gearbeitet, und vor kurzem erschien die finale Version 5. Das Ergebnis ist ein gigantisches Beat-em-up-Epos, das das beste aus allen Streets of Rage-Spielen vereint und noch besser macht. Unzählige Levels, verzweigte Pfade, freischaltbare Figuren und Extra-Modi – die Arbeit, die in diesem Projekt steckt, ist tatsächlich beeindruckend. Und nicht nur das: Es steckt auch wahren Können dahinter, denn die grandiose Spielbarkeit der Originale wurde nicht nur übertragen, sondern sogar noch eine Spur besser gemacht, durch eine höhere Geschwindigkeit der Bewegungen und einer erhöhten Anzahl an Moves.

Es gibt nur ein Problem bei der Sache: Download-Link kann ich keinen anbieten. Das Spiel existiert offiziell nicht mehr, da Sega seine Anwälte eingeschaltet und Bomber Games somit gezwungen hat, alle gegen das Copyright verstoßenden Inhalte von ihrer Seite zu entfernen. Schade, denn Sega selbst hätte so ein Programm im Traum nicht hinbekommen. (Außer vielleicht sie hätten M2 rangelassen. Aber das ist eine andere Geschichte.)

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Meine Top 5-Beat-Em-Ups

Vor ein paar Tagen habe ich einen Podcast über das Beat-Em-Up-Genre aufgenommen und mir zu diesem Zweck meine fünf liebsten klassischen Belt Scroll-Brawler überlegt. Hier also das – nicht in Stein gemeißelte – Ergebnis, zu dem ich gekommen bin. Wer die Liste diskutiert hören möchte, der findet den Podcast hier.

5. Dungeons and Dragons: Shadow over Mystara (Capcom, 1996)

Mehr noch als der Vorgänger Tower of Doom ist Shadow over Mystara ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man ein komplexes RPG-System wie Dungeons and Dragons effektiv auf ein zugängliches und kurzweiliges Arcadespiel übertragen kann. So viel Spieltiefe steckt in Shadow over Mystara, dass man es schon eher als waschechtes Action-RPG als als Beat-Em-Up bezeichnen müsste: verschiedene Charakterklassen, die man zu einer ausgewogenen Party zusammenstellen sollte, Levelaufstiege, diverse Waffen, Zaubersprüche und magische Gegenstände, Story- und Levelverzweigungen, haufenweise Secrets… Ganz zu schweigen davon, dass das fantastisch aussieht und klingt.

4. Streets of Rage 2 (Sega, 1992)

Segas Streets of Rage-Reihe ist vor allem deshalb interessant, weil sie nicht in der Arcade, sondern auf dem Sega Mega Drive zu Hause ist, und dennoch nicht so weit von Arcade-Qualität entfernt ist. Der zweite Teil ist eindeutig der beste, technisch wie spielerisch. Besonders im Sound-Bereich ist Streets of Rage 2 meisterhaft – da soll noch einer sagen, der Mega Drive-Soundchip ist Dreck. Yuzo Koshiros Soundtrack ist gewaltig, eine virtuose Symphonie aus atmosphärischen, tanzbaren Electronica-Stücken, und die Schlag- und Trittgeräusche sind die befriedigendsten der Beat-Em-Up-Geschichte. Empfohlen sei an dieser Stelle auch das grandiose Streets of Rage Remake für den PC.

3. Battle Circuit (Capcom, 1997)

Battle Circuit war Campcoms letztes Beat-Em-Up für die Spielhalle, und, wie sagt man so schön, they certainly went out with a bang. Was dieses Spiel auszeichnet ist zuallererst das Szenario: ein herrlich bunte und verrückte Mischung aus Flash Gordon-Serials und Silver Age-Superhelden-Comics. Auch beim Spielgefühl stimmt alles, das hat Capcom zu dem Zeitpunkt einfach perfektioniert. Dazu kommt eine River City Ransom light-Mechanik, in der die Gegner Münzen fallen lassen, die man zwischen den Levels gegen Upgrades und neue Moves eintauschen kann.

2. Guardians/Denijin Makai II (Banpresto, 1995)

Dieser nur in Japan erschiene Geheimtipp hat alles: Abwechslungsreiche Levels voller Gags und Details, Levelverzweigungen, Bonus Stages, Combos, verschiedenste Moves und Special Moves, acht sehr unterschiedliche Charaktere und tolle Musik. Der ideale Kompromiss aus Kurzweiligkeit und Komplexität.

1. Sengoku 3 (Noise Factory, 2001)

SNKs Sengoku-Reihe zeichnet sich durch einen starken Qualitätsanstieg zwischen den einzelnen Teilen aus: Der erste Teil (1991) ist Trash, der zweite (1993) eine deutliche Verbesserung und der dritte spielt schließlich überhaupt in einer ganz anderen Liga und hat auch sonst nicht viel mit seinen Vorgänger zu tun. Was Sengoku 3 auszeichnet, ist weniger das Leveldesign oder irgendwelche Upgrade-Mechaniken, sondern das zugrundeliegende Kampfsystem, das sehr komplex und tiefgehend ausfällt. Unzählige Move-Kombinationen und zwei- bis dreistellige Kombos warten darauf gemeistert zu werden, und das mit sechs verschiedenen Charakteren. Wer in einem Brawer also etwas mehr sucht als simples, kurzweiliges Draufhauen, der ist bei Sengoku 3 goldrichtig.

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Meine fünf Lieblingstracks aus Streets of Rage II

Heute will ich gar nicht viele Worte verlieren, sondern stattdessen Musik sprechen lassen – namentlich Yuzo Koshiros legendären Soundtrack zum Mega Drive-Beat ‚em up Streets of Rage II (aka Bare Knuckle II), der zuletzt wieder Heavy Rotation auf meinen MP3-Player erlebt hat. Der Grund dafür lässt sich in einer schönen Kausalkette zur Veröffentlichung von Final Fight: Double Impact auf Xbox Live und PSN zurückverfolgen. Man spielt Final Fight => Man erinnert sich daran, wieviel besser Streets of Rage war => Man spielt Streets of Rage => Es wird einem einmal mehr bewusst, wie genial der Soundtrack ist => Man lädt den Soundtrack auf seinen MP3-Player.

Hiermit präsentiere ich also meine fünf Lieblingstracks aus dem Streets of Rage II-Soundtrack. Es handelt sich nicht um die Mega Drive-Original-Sound-Versionen, aber um die Stücke vom offiziellen Original-Soundtrack, die mit einem etwas leistungsstärkeren Soundchip gerendert wurden.

5. Go Straight

Dies ist wohl der bekannteste Streets of Rage-Track überhaupt. Er untermalt den ersten Level von Street of Rage II und verfügt wie ein gutes Gitarrenriff über den Wiedererkennungswert, der jeden respektablen Gamer nach drei Sekunden wissen lässt, um welches Spiel es sich handelt.

4. Never Return Alive

Das Tragischste an diesem Boss Theme ist, dass man es zwar innerhalb des Spiels immer wieder zu hören bekommt, aber fast nie lang genug, um es wirklich genießen zu können. Ich persönlich bekämpfe die meisten Bosse gar absichtlich möglichst langsam, nur um es länger hören zu können.

3. Spin On The Bridge

Dieser Track, der den zweiten Level eröffnet, ist so treibend und frenetisch, dass man sich manchmal wundert, wie die irren Melodielinien überhaupt mit dem Tempo der Beats mithalten können.

2. Dreamer

Vegleichsweise entspannend und melodisch, aber immer noch extrem rhythmisch und tanzbar kommt das Theme von Stage 3-1 daher.

1. Alien Power

Einen Level später landet man in einem außerirdischen Raumschiff, dessen Design wie so oft an H.R. Giger erinnert, und dazu gibt es diesen leicht unheimlichen, aber doch unheimlich groovigen Track, der momentan mein Favorit des gesamten Soundtracks ist.

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