Seit jeher höre ich mir zum Einschlafen gern mit dem Kopfhörer Dinge an: als Kind Hörspielkassetten, später Kabarett-CDs und heute sind es meistens Podcasts. Und Podcasts höre ich im Wesentlichen zu zwei Themen: Filme und Retro-Videospiele. Heute möchte ich einmal über meine beiden Lieblingsshows der letzteren Gruppe sprechen (beide englischsprachig).
Der beste mir bekannte Podcast zum Thema Retro-Videospiele im Internet ist ganz klar Retronauts auf 1up.com unter der Leitung von Jeremy Parish. Hier diskutieren Profis in wechselnder Besetzung (Journalisten, Leute aus der Spieleindustrie) auf hohem Niveau und zumeist sehr ausführlich seit ca. drei Jahren und 78 Episoden über alle möglichen Retro-Themen, in der Regel mit aktuellem Bezug. So spricht Parish etwa in der jüngsten Episode mit Konami-Mitarbeitern über Rocket Knight Adventures, Contra und Silent Hill und deren Remakes und Revivals.
Die Schwächen und Nachteile von Retronauts halten sich in Grenzen und sind nicht tragisch: Die Episoden erscheinen häufig in höchst unregelmäßigen Abständen, die Themen sind stark konsolenlastig (obwohl es durchaus auch Episoden etwa über den C64, Doom oder Fallout gibt) und in bestimmten Konstellationen kann es hin und wieder vorkommen, dass mehrere Leute in ihrer Leidenschaftlichkeit zugleich und durcheinander reden.
Meine Lieblingsfolge? Vielleicht diejenige über die Maskottchen-Plage Anfang der Neunziger. Kann ich mir einfach immer wieder anhören.
Der zweite „große“ Retro-Videospiel-Podcast für mich ist RetroforceGO! von Destructoid.com (ältere Folgen gibt es als Torrent oder hier), den ich allerdings inzwischen nur noch selten höre. Ob er tatsächlich schlechter geworden ist oder ich ihm einfach „entwachsen“ bin, kann ich nicht sagen. RetroforceGO! unterscheidet sich fundamental von Retronauts. Hier geht es nicht um fachliche Expertise und informative Diskussionen, sondern schlicht um Spaß, Nostalgie, Freundschaft und Liebe zu Videospielen. Die Hosts sind markante, liebenswerte und extrem enthusiastische Persönlichkeiten (da wird schon mal minutenlang gekreischt, geschrien und gequietscht, wenn Mega Man 9 erscheint), es gibt haufenweise Running-Gags und politisch unkorrekten Humor, und im Mittelpunkt steht weniger Fachwissen als persönliche Erfahrungen und Erinnerungen (daraus ergibt sich übrigens abermals eine starke Konsolenlastigkeit).
Episoden erscheinen wöchentlich (mit längeren Sommerpausen, wie auch momentan) und es gibt mittlerweile genau 100 Stück davon. Ich würde behaupten, dass das sich das Goldene Zeitalter der Show in den ersten 30 bis 50 Episoden abspielt und danach der berühmte Shark gejumpt wurde. Zum einen verließ der Haupt-Host Dyson den Podcast, stattdessen holte man die Freundin einen anderen Hosts an Bord, die in 95% der Fälle nichts außer Zwischenbemerkungen der Sorte „Yeah, that’s amazing“ beizutragen hat (inzwischen ist Dyson allerdings wieder zurückgekehrt); zum anderen gibt es nun einmal eine beschränkte Halbwertszeit für eine Show, die sich aus den persönlichen nostalgischen Erinnerungen ihrer Hosts speist.
In seiner besten Zeit jedoch war RetroforceGO! für mich ein Höhepunkt der Woche (und verantwortlich für eine ganze Menge gelachter Tränen).
Tja, das sind sie, meine beiden Lieblingspodcasts zum Thema. Vielleicht schreibe ich an der Stelle noch einmal über deutschsprachige Alternativen, auch wenn diese eher dünn gesät sind. Auf jeden Fall beneide ich jeden Retro-Videospiel-Fan, der die beiden genannten Shows neu für sich entdeckt.
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